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Beitrag vom 27.12.2007
Benazir Bhutto bei Attentat ums Leben gekommen
Silvy Pommerenke
Die frühere Regierungschefin von Pakistan ist im Oktober dieses Jahres noch knapp einem Selbstmordanschlag entkommen, bei dem 140 Unschuldige ihr Leben lassen mussten. An diesem Donnerstag hat sie...
...den Wettlauf um ihr Leben und um ihre politischen Ideale allerdings verloren.
Benazir Bhutto hatte gerade die Bühne nach einer Wahlkampfrede in Rawalpindi, nahe Islamabads, verlassen und grüßte aus dem offenen Dach ihres Wagens heraus ihre AnhängerInnen, als einige Schüsse auf die 54-jährige abgegeben wurden, bevor offensichtlich der gleiche Täter eine Bombe zündete. Die verheerenden Auswirkungen dieses offensichtlich dezidiert geplanten Anschlages ergeben eine Todesliste von etwa zwanzig weiteren Opfern, etlichen Verletzten und nicht zuletzt Benazir Bhutto selbst, die noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb.
Erst vor einigen Wochen kam die Oppositionsführerin nach acht Jahren des Exils in ihre Heimat zurück und wollte bei den kommenden Wahlen erneut für das Amt der Premierministerin antreten. Sie bezweckte damit dem derzeitigen Präsidenten Pervez Musharraf seinen Posten auf legale Art und Weise abzunehmen, denn sonst, so Bhutto, drohe Musharrafs Diktatur "diesen mit Atomwaffen ausgerüsteten Staat ins Chaos zu werfen".
Hineingeboren in eine Politikerfamilie hat Bhutto früh den Hass gegen Diktatur und Militär erlebt, denn ihr Vater Zulfikar Ali Bhutto - der erste demokratisch gewählte Premierminister Pakistans - wurde 1977 vom Militär und Diktator Zia ul-Haq gestürzt, arretiert und zwei Jahre später umgebracht. Sie hätte nur all zu gerne dieses Trauma mit demokratischen Mitteln gelöst, was ihr unter Umständen im Januar 2008 gelungen wäre.
Dennoch scheint das Stichwort in Pakistan vor allem "Korruption" zu lauten, denn alle Seiten werfen sich diese gegenseitig vor. Sei es Benazir Buttho, die in ihrer zweiten Amtszeit als Premierministerin des Landes erneut vorzeitig ihr Amt verlassen musste, weil ihr genau diese unterstellt wurde. Die gleichen Vorwürfe gelten ihrem Mann, Asif Zardari, der als einer der korruptesten Männer im pakistanischen Land gesehen wird, oder ihrem direkten Nachfolger und Gegenspieler Nawaz Sharif von der Muslim-Liga, der sie jeweils nach ihren beiden Amtszeiten ablöste, und dem ebenfalls die Vorwürfe der Korruption entgegen schlugen. Ironie des Schicksals, denn auch er wurde 1999 letztendlich von Musharraf gestürzt.
Wer nun wen und in welchem Ausmaß korrumpiert, ist letzten Endes einerlei, denn die Wahrheit wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Aber solche Attentate, wie das heutige auf Benazir Bhutto, erschüttern die Welt und lassen den Glauben an Demokratie und menschliche Werte in ihren Grundfesten wanken. "Gott hat längst entschieden, wann meine Zeit abgelaufen ist", sagte Bhutto nach dem versuchten Anschlag auf sie vor zwei Monaten. Dass aber das, was heute geschehen ist, mit Gott nicht das Geringste zu tun hat, sollte uns allen klar sein.